Sibylle Anderl, Physikerin und Philosophin, hält eine intellektuelle Handreichung für die hochmögende Leserschaft bereit, die eventuell händeringend nach Erklärungen sucht.
Sie schildert ein knapp 50 Jahre altes Experiment, in dem beschrieben wird, wie es zum psychologischen Effekt des „kontraintuitiven statistischen Effekts“ kommt, also der Verwunderung über eine Statistik, die dem Gefühl, der Intuition widerspricht.
Die Versuchspersonen sollten raten, ob ein „schüchterner, zurückgezogener, detailversessener und ordnungsliebender Amerikaner ohne übermäßiges Interesse an der realen Welt“ eher ein Bibliothekar oder ein Landwirt ist. Die richtige Antwort war Landwirt.
Und die Begründung: Es gibt mehr Landwirte in den USA als Bibliothekare. Also die gänzlich untypischen, geradezu paradoxen Attribute für einen Landwirt, wie „ohne übermäßiges Interesse an der realen Welt“, sind bedeutungslos angesichts der Statistik. Im Experiment ist der Inhalt nichts, die Zahlen sind alles. Das ist lustiger Weise das Gegenteil dessen, was die schlaue Frau eigentlichlich aussagen wollte, nämlich, dass ihre Leser der Statistik nicht trauen sollten…