„Literaturwissenschaftlerin Carolin Amlinger und Soziologe Oliver Nachtwey sprechen mit der „Frankfurter Rundschau“ über Corona-Proteste, regressive Rebellen und Überschneidungen zu den neuen Montagsdemos.“
„Es handelt sich um eine klassen- und altersübergreifende Bewegung, Eltern mit Kindern, aber auch viele, die schon in der Anti-Atom- und Friedensbewegung der 80er-Jahre aktiv waren.“
Ihre wissenschaftliche Erkenntnis: „Die Vorbehalte gegenüber dem Staat stellen die Realität als solche in Frage“
„Nachtwey: Es gibt eine staats-, wissenschafts- und medienskeptische DNA in dieser Bewegung. Das kann durchaus auch eine sinnvolle Form von Herrschaftskritik sein. Für die nunmehr alten Neuen Sozialen Bewegungen war das zentral. Die eigene Gegenexpertise, etwa in der Anti-Atom-Bewegung, war eben auch ein Mittel gegen die Behauptung des Staates, dass Kernenergie eine sichere Technologie sei. Daneben gab es gerade im Alternativmilieu auch eine gewisse Tradition von Staatsferne und Formen der Selbstorganisation: andere Kindergärten, andere Schulformen. Deshalb begegnen wir in der Szene auch vielen aus dem anthroposophischen oder esoterischen Milieu. Dort war eine gewisse Skepsis gegenüber Staat und Paternalismus immer vorhanden. Bei den Querdenkern wurden diese Elemente wieder aufgerufen, aber verquer radikalisiert.“