„Der klassische Eurasismus hat seine Ursprünge in der Emigration russischer Intellektueller und Wissenschaftler nach dem Untergang des Zarenreiches, der sogenannten weißen Emigration, in welcher sich in den 1920ern die Idee eines zwischen Europa und Asien liegenden Kontinents Eurasien entwickelte, der mit dem Gebiet des russischen Reiches übereinstimmt. Dieses russische Eurasien stünde im Gegensatz zum „romano-germanischen“ Europa. Die Eurasier, wie etwa Nikolai Trubetzkoy oder Pyotr Savitsky, betrachteten die, in der russischen Geschichtsschreibung als „Tatarenjoch“ verschriene, mongolische Prägung (1240 – 1480) als maßgebend für die russische Entwicklung und kritisierten die Reformen nach westlichem Vorbild unter Peter dem Großen als Zwangsvereinigung mit der europäischen Kultur. Hier lässt sich erkennen, dass die Eurasier sich aus den Slawophilen des 19. Jahrhunderts heraus entwickelt hatten, die die Modernisierung Russlands nach dem Vorbild westlicher Ideologien, also vor allem des Liberalismus, aber auch des Marxismus, ablehnten und ein exklusiv russisches Entwicklungsmodell vorschlugen. Deshalb waren die Eurasier auch dezidiert antiliberal, stellten das Kollektiv über das Individuum und sahen in der systemischen Zäsur Russlands mit dem Westen nach der Machtübernahme der Bolschewiki zunächst etwas Positives, nur die Ideologie des Marxismus, vor allem sein materialistisches Weltbild, sei Russland auszutreiben. Der zentrale Unterschied zu den Slawophilen bestand darin, dass man keine logische Einheit der slawischen Völker sah, sondern die Einheit der Ostslawen (also Russen) und der „turanischen“ Völker (v.a. uralische und Türk-Völker), die gemeinsam in Russland (Eurasien) lebеn, was später noch sehr relevant wird.“